Tipps der Woche

Kalenderwoche 1/2020

Die Frau im Musee d `Orsay

Von David Foenkinos

Antoine Duris ist Professor für Kunstgeschichte an der Hochschule der Schönen Künste in Lyon. Seine abwechslungsreichen und spannenden Vorlesungen und Seminare sind überlaufen und dennoch hat er ein Ohr für jeden einzelnen seiner Studierenden. Über Nacht verlässt er seine Stelle an der Hochschule, kündigt seine Wohnung und lagert seinen Besitz ein. Nur mit einem Koffer, reist er nach Paris und bewirbt sich am dortigen Musee d`Orsay als Wärter. Als die Personalchefin des Museums, Mathilde, ihn trotz seiner Überqualifizierung einstellt, merkt der/die Leser*in schon, das dies eine ganz besondere Beziehung wird.
In vielen Rückblicken entfaltet David Foenkinos nun die genaue Vorgeschichte der dramatischen Entscheidung, die ihn nach Paris geführt hat. Nachdem Antoine am Ende des ersten Kapitels zusammen mit Mathilde, die sich da schon sehr angenähert haben, nach Lyon gefahren war, und ihr dort einen Grabstein zeigte mit der Aufschrift „Camille Perrotin, 1997-2017“, wird die Geschichte dieser überaus talentierten jungen Kunststudentin erzählt. Sie ist neben Antoine die eigentliche Hauptfigur des Buches. Camille war sehr verschlossen und niemand ahnt, auch Antoine nicht, dem die Studentin schon lange in seinen Vorlesungen aufgefallen ist, was geschehen ist und unter welchen Ängsten Camille leidet. Es stellt sich heraus, dass es ihr Schicksal war, das er nicht verhindern konnte, dass Antoine letztlich aus der Bahn geworfen hat und ihn nach Paris gehen ließ.

Eine meisterhaft erzählte Geschichte mit  feinen Nuancen, die ganz plötzlich eine Stimmung voller Leichtigkeit und Lebensfreude in Enttäuschung, Düsterheit oder unfassbares Leid umschlagen lässt. Unbedingt lesenswert.

admin

am 05. Januar 2020

Scrollen