Kalenderwoche 21/2022
Ein völlig anderes Leben
Von Lisa Quentin
„Jetzt habe ich niemanden mehr“ ist Jules erster Gedanke, als ihre Mutter Anke an Krebs stirbt. Bei der Wohnungsauflösung findet sie aber Dokumente, die belegen, dass Anke gar nicht ihre Mutter war. Sie wurde adoptiert. Jule ist erschüttert und driftet ab und der Alkohol wird ein neuer Freund. Ihre Freundin Isa steht ihr zur Seite und mit ihrer Unterstützung macht sie sich auf den Weg, ihre leibliche Mutter zu finden. Sie hat viele Fragen, die sie gerne beantwortet wünscht. Sie fragt sich auch, ob sie heute ein völlig anderes Leben hätte, wäre sie bei ihrer richtigen Familie aufgewachsen. Jule hat sich ihrer Mutter nie wirklich nahe gefühlt.
Parallel zur Geschichte von Jule wird auch die Geschichte von Hanna erzählt. Zuerst ist nicht klar, wie die beiden Geschichten zusammengehören. Aber nach und nach ergibt sich ein klares Bild.
Sehr einfühlsam beschreibt die Autorin das Leben von zwei Menschen, deren Leben durch einen staatlichen Eingriff komplett anders verlaufen ist, als es sollte. Die Geschichte ist fiktiv hat aber einen realen Hintergrund. Lisa Quentin ist es gelungen, beides gekonnt miteinander zu verweben. Die Fakten, die am Ende des Buches aufgelistet werden, sind erdrückend und kaum zu fassen. Es ist ein Stück deutsche Geschichte, das hier lebendig geworden ist und das den Betroffenen zuliebe an die Öffentlichkeit gehört.
Dieser Roman hat mich berührt und bewegt. Ich kann ihn jedem geschichtlich Interessierten empfehlen.
Denise Meier
am 23. Mai 2022










