Tipps der Woche

Kalenderwoche 48/2022

Eine gemeinsame Sache

Von Anne Tyler

Beim Roman „Eine gemeinsame Sache“ von Anne Tyler fühlte ich mich vom farbenfrohen Cover angesprochen. Dieses Buch ist optisch ganz klar ein Blickfang und dabei auch passend zum Inhalt. Das Äussere erinnert mich an eine Patchworkdecke. Viele bunte Einzelteile die am Ende ein ganzes ergeben. So ist auch die Geschichte der Familie Garett aus Baltimore. Wir begleiten sie über mehrere Jahrzehnte. Wir starten im Jahr 2010 bei dem jungen Pärchen Serena und James. Sie fragt sich, weshalb es in ihrer Familie so wenig Kontakt zwischen den Mitgliedern gibt im Vergleich zu anderen Familien. Ausgehend von diesen beiden Personen wirft uns Anne Tyler nun ins Jahr 1959 und wir lernen die Chronik der Familie Garett kennen mit Stopps in den Jahren 1990, 1997, 2014 und 2020. Jedes Kapitel ist aus der Sicht eines anderen Familienmitglieds erzählt. Wer erwartet, eine Antwort auf die eingangs gestellte Frage zu erhalten, wird enttäuscht. In der Familie Garet wird nicht viel miteinander gesprochen, man ist eher verschlossen. Ob Geschwister oder Ehepartner. Und doch wird wieder ein Familienfest oder ein Treffen organisiert. Man ist immer höflich zu einander und möchte das gegenüber auf jeden Fall nicht enttäuschen obwohl es vielleicht doch den einen oder anderen Grund dazu gäbe. Alle Garetts leben ihr Leben.

Der Roman regt zu Gedanken über Familie, Familienleben und das ganze Gefühl der Zusammengehörigkeit an. Im Roman bekommen wir auch mit, welche Rolle Corona in der Familie Garett spielt. In den vergangenen zwei Jahren hat jeder von uns zu spüren bekommen, wie wichtig für uns Menschen die sozialen Kontakte und Begegnungen mit Mitmenschen sind.

Ein grosses Plus gebe ich dem Buch für seinen Wiedererkennungswert. Ich denke, jede Leser findet in den vielen Figuren ein Stückchen von sich selbst oder seinen Verwandten und Bekannten. Es menschelt durch und durch in „Eine gemeinsame Sache“.

Anne Tyler schreibt in verschachtelten Sätzen und für mich war es eine Herausforderung, die Lücken zwischen den Zeitsprüngen und den Figuren zu füllen. Konzentration war gefragt und es war für mich nicht einfach, den Überblick zu behalten.

Denise Meier

am 28. November 2022

Scrollen